Buchrezension #31 All die verdammt perfekten Tage von Jennifer Niven


Limes Verlag
erschienen am 28.12.2015
400 Seiten


Preis:

Taschenbuch € 9,99, Kindle € 8,49


Klappentext:

Ein Mädchen lernt zu leben - von einem Jungen, der sterben will!

Ist heute ein guter Tag zum Sterben?, fragt sich Finch, sechs Stockwerke über dem Abgrund auf einem Glockenturm, als er plötzlich bemerkt, dass er nicht allein ist. Neben ihm steht Violet, die offenbar über dasselbe nachdenkt wie er. Von da an beginnt für die beiden eine Reise, auf der sie wunderschöne wie traurige Dinge erleben und großartige sowie kleine Augenblicke das Leben eben. So passiert es auch, dass Finch bei Violet er selbst sein kann ein verwegener, witziger und lebenslustiger Typ, nicht der Freak, für den alle ihn halten. Und es ist Finch, der Violet dazu bringt, jeden einzelnen Moment zu genießen. Aber während Violet anfängt, das Leben wieder für sich zu entdecken, beginnt Finchs Welt allmählich zu schwinden


Meine Meinung:

Nicht der Tage erinnert man sich, man erinnert sich der Augenblicke.
Finch - 80. Tag

Theodore Finch, kurz Finch genannt, ist einfach großartig. Ich liebe seinen Humor und seinen Sarkasmus. Für seine Mitschüler ist er nur Theodore Freak, der komplett durchgeknallt ist. Er hat immer wieder Selbstmordgedanken und beschäftigt sich mit Selbstmordmethoden und, wie beliebt diese sind. Er hat viel durchgemacht in seinem Leben. Von vielen Dingen erfährt man erst im Lauf des Buchs. Trotzdem ist Finch ein sehr hilfsbereiter, witziger, junger Mann.

Das ist etwas, das ich gelernt habe: Man muss das Beste aus allem machen.
Finch - WACH 7. Tag
Er macht sich selbst lächerlich, um von Violet abzulenken, damit alle über ihn lachen und vergessen, welch peinliche Sachen Violet gerade passiert sind. Das macht ihn noch sympathischer und liebenswert.

Das ist es, was ich mit Violet machen will: Ich will ihr das Gute geben und das Schlechte von ihr fernhalten, damit wir nur von Schönheit umgeben sind.
Finch - 22. Tag. Und ich bin immer noch da.

Auch Violet war mir sofort sympathisch. Violet wird mit dem Tod ihrer um 2 Jahre älteren Schwester Eleanor nicht fertig, die ein Jahr zuvor bei einem Autounfall ums Leben kam. Eleanor saß am Steuer, Violet am Beifahrersitz. Alle sagen, sie muss weitermachen, aber Violet verkriecht sich immer noch. Ihre Freunde sind ihr plötzlich zu oberflächlich, sie hat keinen Spaß mehr an den Sachen, die sie früher gerne gemacht hat, und ihre Eltern scheinen einfach weiterzumachen. Aber sie will nicht mehr so weitermachen wie vorher ... und dann erscheint Finch auf der Bildfläche. Er rettet ihr das Leben, wird ihr Partner in einem Schulprojekt für Amerikanische Landesgeschichte und zeigt ihr, wie schön alles sein kann. Violet beginnt, sich wieder am Leben zu erfreuen, und Finch bringt sie dazu, Dinge zu tun, die sie seit dem Tod ihrer Schwester nicht mehr gemacht hat. Finch und Violet freuen sich an den kleinen Dingen. Es ist so schön zu lesen, wie sie gemeinsam die Welt und die Liebe entdecken.

Weißt du, hier neben dir zu stehen, gibt mir das Gefühl auf dem Gipfel des Everest zu sein.
Violet - 151 Tage bis zum Schulabschluss
Ich habe gelernt, dass es auch Gutes auf der Welt gibt, wenn man genau hinschaut und danach sucht. Ich habe gelernt, dass nicht jeder eine Enttäuschung ist - einschließlich mir selbst - und dass eine dreihunderundachtzig Meter hohe Beule im Boden einem erhabener vorkommen kann als ein Glockenturm, wenn man neben der richtigen Person steht.
Finch - Der Abend des Tages, der mein Leben veränderte
Wie alles, was vergeht, ist auch der heutige Tag vorbei, aber es war ein ziemlich guter Tag.
Violet - 151 Tage bis zum Schulabschluss

Violet findet wieder ins Leben zurück. Jedoch entgleitet ihr ihr Lebensretter mit der Zeit immer mehr. Finch fällt in ein schwarzes Loch, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint.

Es ist schwer zu beschreiben, aber mir geht es im Moment so, als ob ich in ein schwarzes Loch gesaugt werde.
Finch - 65. und 66. Tag

Violets Eltern bemühen sich, den Tod ihrer ältesten Tochter zu verarbeiten. Sie ermutigen Violet weiterzuleben. Sie setzen sie aber mit ihren Erwartungen auch ein bisschen unter Druck. Nachdem sie so viele Dinge nicht mehr mit Eleanor erleben können, gilt ihre ganze Aufmerksamkeit Violet. Violet will den Erwartungen gerecht werden, um ihre Eltern glücklich zu machen.

Finchs Mutter kann nicht verkraften, dass sie mit 40 eine alleinerziehende Mutter ist, dass ihr Mann eine andere Frau geheiratet hat. Sie hat zwei Jobs, um die Familie zu ernähren. Sie hat aber viel zu wenig Zeit für ihre Kinder. Sie bemerkt nicht, wie es Finch geht. In dieser Familie kümmert man sich kaum um die anderen. Ich glaube nicht, dass es die Absicht von Finchs Mutter ist. Sie ist nur viel zu viel mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, um die ihrer Kinder zu bemerken.

Das Buch wird in der Ich-Form abwechselnd aus Finchs und aus Violets Sicht erzählt. Vom Aufbau der Kapitel ist es ein bisschen so, als würde man die Tagebücher der beiden lesen. Der Schreibstil ist wirklich wundervoll. Ich bin gleich reingekommen. Das Buch ist gut und flüssig zu lesen. Es gibt so viele schöne Zitate, die Finch und Violet viel erwachsener wirken lassen, als sie sind.

Die Autorin setzt sich in diesem Roman mit sehr vielen Themen, die Jugendliche beschäftigten, auseinander: Liebe, Mobbing, häusliche Gewalt, Scheidung, Trauer, psychische Probleme bis zu Selbstmordgedanken, … Sie bringt alles sehr ernsthaft und authentisch rüber, dass man sich denkt, sie weiß wovon sie spricht, was sie im Nachwort auch bestätigt.

Das Buch regt zum Nachdenken an, was mir sehr gut gefallen hat. Hin und wieder vergisst man, wie viele schöne Dinge es gibt und man muss sich immer wieder bewusst werden, wie gut es einem geht und wie einem kleine Dinge den Tag verschönern können. Danke an Jennifer Niven für dieses wunderbare Buch!

Leb dein Leben so, dass du niemals etwas bedauern musst. Es ist viel leichter, von Anfang an das Richtige zu tun, sodass man sich gar nicht erst zu entschuldigen braucht.
Finch - 15. Tag (immer noch WACH)



Ich kenne das Leben gut genug, um zu wissen, dass man nicht von den Dingen erwarten kann, für immer da zu sein oder stillzustehen, selbst wenn man es sich von Herzen wünscht.
Finch - 15. Tag (immer noch)

Fazit:

Großartiger Debütroman! Sehr emotional! Absolut empfehlenswert! Lesehighlight des Jahres!


Ich gebe 5 von 5 Sternen.


 

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